Das Ammer-Zelt auf dem Oktoberfest in München
oder: Was Anne Batisweiler mit Hühnern und Enten zu tun hat
Über Josef Peter Münch, Außendienstmitarbeiter von KME, erhielt unser Redaktion Kontakt mit der Innenarchitektin und Dipl. Designerin Anne Batisweiler aus München. Sie hat sich für die diesjährige „Wies´n“ etwas ganz Ausgefallenes einfallen lassen, wobei Metall eine tragende Rolle spielt. Aber lesen Sie selbst, was uns Anne Batisweiler schreibt.
Tradition und Geschichte Eine nicht gerade alltägliche, dafür aber ganz besonders reizvolle Aufgabe wurde vor einiger Zeit an mein Innenarchitekturbüro gestellt: die Innenraumgestaltung des „Ammer“, der ersten Enten und Hühnerbraterei auf der Münchner Wies´n, die dort seit genau 116 Jahren ihre Gäste verwöhnt. Das Zelt in der heutigen Form existiert bereits seit dem Ende der 60er Jahren, doch war die Gestaltung an den Wänden schäbig, abgenutzt und formal längst überholt. So entschlossen sich die Nachfahren des Gründers Ammer, die Gastronamen-Familie Schmidbauer, ein neues „Design“ in Auftrag zu geben. Das Motto lautete: „Das Hendl au der Wies´n“. Nebenbei sollte mit der Umgestaltung auch die schuhkartonartige Wirkung des Gesamtraumes verschwinden.
Auf der Suche nach Ideen Nach Überlegungen in Richtung „Biergartenatmosphäre“ oder „Bauernhof“ versuchten wir schon bald das Thema doch sehr konkret umzusetzen: Der Innenraum wird durch überdimensional große, typische Wiesenpflanzen wie Löwenzahn, Gänseblümchen oder Klee in verschieden große Bereiche unterteilt und stellt eine Wiese das. Über den Tisch fliegen Enten, die einen Teil der Tischbeleuchtung übernehmen. Pickende oder laufende Hühner mit Hinterleuchtung bevölkern und verzieren die Wände rundum. Zwischen den Füßen eines überdimensionalen Hahns, der den Haupteingang schon von weitem an der Seite des Zeltes markiert, betritt der Gast nun diese überraschende Wunderwelt.
… und das laufende Huhn aus blankem Messing und mit Schwefelleber gefärbtem Kupfer.
Was ist das typische am Huhn?
Neben der formalen Herausforderung – wie zeichnet man eigentlich ein Huhn oder eine Ente? Wie macht man das, dass sie nicht wie Gänse oder Schwäne aussehen? Was ist das Typische an unseren heimischen Pflanzen, damit auch jeder sie erkennt? – war die Material-Wahl des ganzen ein wesentlicher Punkt der Aufgabenstellung. Zum einen muss alles möglichst robust sein, denn der Auf- und Abbau geschieht in einem engen Zeitrahmen und die Monteure gehen mit den Elementen nicht gerade zimperlich um. Zum zweiten werden die Bauteile für den Rest des Jahres, wenn eben keine Wies´n ist, in Containern bei den Brauereien eingelagert und sollen somit möglichst platzsparend aufbewahrt werden können. Nicht zuletzt gilt es auch, die Herren von der Branddirektion in puncto Versammlungs- und Gaststättenverordnung sowie zum Thema fliegende Bauten zufriedenzustellen.
Die antike Bratpfanne als Vorbild
Die Lösung ergab sich aus dem etwas nostalgischen angehauchten Gedanken an Töpfe und Bratpfannen aus Kupfer, in denen die Schmankerl gezaubert werden. Stabile, wasserresistente und schwer entflammbare Fahrzeugbauplatten als Trägermaterial, beschlagen mit Kupfer, Messing- und Titanzinkblechen auf solider Edelstahl-Vierkantrohr-Konstruktion und die umfangreiche natürliche Farbgestaltung dieser Materialien befreien vom zeit- und kostenintensiven Aufwand der jährlichen wiederkehrenden Arbeit des Reparierens und Neu-Lackierens. Gleichzeitig werden alle Element dank der sich immer weiter entwickelnden Patina, von Jahr zu Jahr interessanter und interessanter, schöner und schöner. Selbst ein Kratzer oder eine Delle bedeuten einen Entwicklungsschritt auf dem Weg zur immer wertvoller werdenden Antiquität.
… was den Eindruck völlig verändert.
Die antike Bratpfanne als Vorbild
Die Lösung ergab sich aus dem etwas nostalgischen angehauchten Gedanken an Töpfe und Bratenpfannen aus Kupfer, in denen die Schmankerl gezaubert werden. Stabile, wasserresistente und schwer entflammbare Fahrzeugbauplatten als Trägermaterial, beschlagen mit Kupfer, Messing- und Titanzinkblechen auf solider Edelstahl-Vierkantrohr-Konstruktion und die umfangreiche natürliche Farbgestaltung dieser Materialien befreien vom zeit- und kostenintensiven Aufwand der jährlichen wiederkehrenden Arbeit des Reparierens und Neu-Lackierens. Gleichzeitig werden alle Element dank der sich immer weiter entwickelnden Patina, von Jahr zu Jahr interessanter und interessanter, schöner und schöner. Selbst ein Kratzer oder eine Delle bedeuten einen Entwicklungsschritt auf dem Weg zur immer wertvoller werdenden Antiquität.
Fleiß und Mühe
Unbedingt erwähnt werden muss hier die Handwerkskunst des Schlossers und sein Einsatz, als er mit Schwefelleber und anderen Chemikalien in unzähligen Versuchen sich um eine möglichst große Bandbreite der naturnahen Farbgebung für Fauna und Flora bemühte. Oder als er und seine Mannen mit tausenden von Nieten die Bleche auf den Trägerplatten fein säuberlich befestigten.
Kernig, bayrisch, zünftig
Es macht schon Freude, in der Aufbauphase die anerkennenden Kommentare der auf dem Oktoberfestgelände aufbauenden Handwerkerfirmen zu unserer neuen Dekorationskreation zu belauschen. Als in der Folge auch die Besucher auf der Wies´n und das „Ammer“ ich recht positiv äußerten, konnten Auftraggeber, Planer und Handwerker das Werk als durchweg gelungen bezeichnen und bei einer gemütlichen Maß darauf anstoßen.
Die Kleeblume.
Das Gänseblümchen.
Gänseblümchen gliedern den Raum.
Ein völlig neues Ambiente schmückt das Ammer-Zelt auf der Münchner Wies´n: Wiesenblumen als Raumteiler, Enten und Hühner für die Beleuchtung.
Beitrag in Baumetall 01/2000
Bildnachweis: Fotograf Wolfgang Pulfer, München
Verlag: TFV Technischer Fachverlag GmbH, Stuttgart
www.baumetall.de