Wo sich viel befahrene Straßen kreuzen, da hat die Stadtplanung in den 1970er Jahren mit einer Unterführung den Fußgänger in den Untergrund verbannt – es entstanden Hunderte von Unterführungen. Die Passanten und Flaneure auf Münchens prachtvoller Maximilianstraße ließen sich jedoch nicht in den Untergrund schicken. Genau hier setzte das spannende Projekt Spielfeld Innenarchitektur an. Ein unwirtlicher Durchgangsraum sollte für eine Woche zum Anziehungsmagneten und Aufenthaltsraum umgestaltet werden. Das WM-Fieber und die gelbe Markierung mit den Geschichten erzählenden Eckfahnen visualisierten die Wegführung über die Treppenanlagen in den Untergrund. Die Geräuschkulisse von Stadionsprechern und Fan-Gesängen „rief“ die Passanten in den Untergrund. Dort wurden sie von einem Fußballfeld überrascht. Irritiert über die Metamorphose eine Un-Orts zu einem Raum des Verweilens, ließen sich die Passanten auf das Spiel ein. Wie in großen Stadien gehören neben dem Fußballfeld auch Bereiche zum Kommunizieren, Konsumieren und Präsentieren in Loungeatmosphäre dazu – Dynamik und Ruhe schließen sich nicht aus. Mit Rasen bezogene Sitz- und Liegeplastiken, die „La-Ola-Wellen“ am Spielfeldrand und stimmungsgebende Beleuchtung bestimmten den Raum um Bar und Lounge. Im Stadion kicken Jung und Alt auf „Stitzen“ (Büro Stehhilfe) mit vollem Elan, und die Kommentare der Stadionsprecher bringen die Stadionstimmung bis auf die Maximiliansstraße. Über 500 orangefarbene, abgehängte Bälle bilden die dynamische Form des Fußballhimmels.
Die mit Rasen bezogenen „La-Ola-Wellen“ am Spielfeldrand sind raumbildend für den Bar- und Loungebereich; gespielt wird auf „Stitzen“.
Geschichten erzählende Eckfahnen markieren den Weg in den Untergrund.
Büro:
Arbeitsgemeinschaft „11 Freunde“
Standort:
München
Auftraggeber:
Arbeitsgemeinschaft „11 Freunde“
Fertigstellung:
2006
Beitrag Ausgezeichnete Innanarchitektur 2009
Autorin: Anne Batisweiler
Verlag: Callwey Verlag
www.callwey.de
ISBN: 978-3-7667-1804-4